Kunnersdorf +
Kö-Neo
Der Ort Kunnersdorf, im folgenden auch K. genannt, umfaßte ein Areal von ca. 460 ha. Er wurde 1515 erstmals in einer Landtafel als Khunnersto(r)ff, 1516 als Besitz des Lorenz Glatz von Aldenhoff auf Rothenhaus, ferner 1558 in einer Kaadener Briefbulle als Khunnersdorff, 1594/1605 im Rothenhauser Taxat. als Cunersdorf bezeichnet, daneben 1603 im Bergbuch als Commersdorf bzw. Kommerdorf, 1604 als ein sogenanntes "Michalowitzer Dorf" (angebl. nach dem Ritter, Lehensherrn Bohuslaw von Michalowitsch), 1608 im Komotauer Taxat. als Kunerßdorff, und in einer Steuerrolle 1654 als Kunnersdorf erwähnt. 1623 kam K. durch die Lobkowitzer an die Herrschaft Neundorf und blieb bis in die jüngste Zeit mit Neundorf (später Neudorf) gekoppelt.
So wechselten die Besitzer Kf.s im Laufe der Jahrhunderte mehrmals, um schließlich durch die Lobkowitze an die Herrschaft Neundorf zu fallen. Erst 1879 wurde K. eine selbständige Gemeinde. Allerdings gehörte K. bis Kriegsende, wie Hohenofen und Schimberg auch, zum Kirchspiel Neundorf (später Neudorf a.d. Biela), wo sich auch in den früheren Jahren der gemeinschaftliche Friedhof befand.
Bis etwa 1974 lag K. geologisch im wahrsten Sinne des Wortes am Fuße des böhmischen Erzgebirges (1974 wurde K. zugunsten des Braunkohlenabbaus abgerissen). Der Ort lag etwa 300 m über dem Meeresspiegel, hatte im Rücken (Norden) den Wald des Erzgebirges und nach Süden die Weite des Egergrabens, der den Blick auf das böhmische Mittelgebirge freigab. Es war ein typisches Straßendorf, das sich ziemlich genau von Osten nach Westen erstreckte und in Ober- und Unterdorf gegliedert war, sich nach Norden hin durch den Ortsteil Hütte erweiterte, der wiederum in den dreißiger Jahren um das sogenannte "Piependorf" zum Wald hin eine Ergänzung fand.
Diese Teilung in Ober- und Unterdorf wurde noch verdeutlicht durch die 1884 eingerichtete Eisenbahnlinie (zunächst Haltestelle Eisenberg/Kunnersdorf, später Kunnersdorf/Schimberg). Es gab auch noch die sogenannte Ziegengasse, die im unteren Teil sofort nach der Tropschugmühle im rechten Winkel von der Bezirksstraße in Richtung Norden abzweigte.
Mitten durch das Dorf führte eine befestigte Straße, die spätere Bezirksstraße. Ein Bach floß entlang dieser Bezirksstraße, der am Stiefmutterberg bei Stolzenhan entsprang und in K. den Namen "Dorfbach" erhielt. Unterhalb der Tropschugmühle floß der Waldbach, der von Norden kommend deren Teich speiste, in den Dorfbach. Die durch ihn streckenweise getrennten Straßenseiten verbanden kleine "Brückln". Im beiden Dorfhälften befanden sich neben dem Bach zum Teil befahrbare, jedoch nicht befestigte Fußwege.
Sein Wasser nutzten im oberen Dorf das Sägewerk Gründig, im mittleren Teil des Dorfes die Engel- und im unteren Dorf die Tropschugmühle als Antriebskraft. Aber auch sonst war dieser Dorfbach früher schon und bis zuletzt allen nützlich, sei es zum Vieh tränken, Garten bewässern, zum Wäsche "schweifen" (spülen), oder aber auch nur für Badefreuden der Kinder.
Die Nutzwasserversorgung wurde im Wesentlichen durch die im Jahre 1904 von italienischen Arbeitern erstellte Moritz-Talsperre abgedeckt. Diese Talsperre versorgte neben Kunnersdorf auch Orte in der Umgebung bis nach Brüx. Hierfür befand sich zum Ausgleich des Wasserdrucks vor Neudorf ein Wasserspeicher (Turm).
Die Bevölkerung war überwiegend katholisch, ein geringer Teil evangelisch bzw. konfessionslos. Sie war in der Hauptsache deutschstämmig, einige wenige Tschechen wohnten in allen drei Ortsteilen im nahtlosen Verbund mit den deutschen Familien. Die Amtssprache war seit 1919 (Gründung der Tschechoslowakischen Republik) tschechisch/deutsch, nach 1938 nur deutsch und nach 1945 nur tschechisch.
Obwohl Kunnersdorf eine eigene kleine Kirche und auch eine im Jahre 1832 errichtete Kapelle besaß, gehörte K. zur Pfarrei Neudorf. Für alle Trauungen, Kindtaufen, Erstkommunionen, Firmungen u. dgl. war Neudorf zuständig und erst allmählich in den dreißiger Jahren haben Neudorfer Pfarrer auch in der Kunnersdorfer Kirche Amtshandlungen vorgenommen.
Außer Landwirtschaft hatte K. selbst nur eine geringe Industrie. Im wesentlichen wurde diese Sparte abgedeckt durch die Holzessig erzeugenden Betriebe auf der "Hütte" der Brüder Hofer und im unteren Dorf die "Essigbud"; durch ESKU (Rasierklingen Ernst und Josef Schwab KUnnserdorf), die Käserei Laube, die holzverarbeitenden Betriebe Gründig und Gröschl – und eben auch vom Braunkohlen-Bergbau, wobei hauptsächlich die Grohmannschächte als Grubenbetriebe (ca. 120–150 m tief) und der Tagebau der Elly- und Robert-Schächte relevant waren. Außerdem nutzten einige Bewohner auch die Verdienstmöglichkeiten in den Textilspinnereien in Görkau, in den Holzbetrieben in Altschimberg wie bei Loos und bei Schmatz, wieder andere verdienten sich etwas durch Besenbinden oder "Mannln-Moln", Hilfe in der Landwirtschaft u. dgl. mehr.
Schulmäßig war K. gut ausgerüstet. Bis zum Schluß besaß K. eine große 7klassige Volksschule mit Parallelklassen für die Jahrgänge 1–5, die auch Schüler aus den Orten Hohenofen und Schimberg besuchten. Desgleichen gab es bis 1938 auch eine 5klassige tschechische Schule und einen tschechischen Kindergarten, wo auch deutsche Kinder eingeschrieben waren. Der eingerichtete deutsche Kindergarten hatte stets eine große Anzahl Kinder zu verzeichnen. Freundschaften aus der Kindergartenzeit haben sich bis heute erhalten.
Nicht nur als fleißig und sparsam galten die Kunnersdorfer, die jeden erarbeiteten Heller bzw. Pfennig zur Sparkasse trugen, um sich irgendwann einmal etwas Eigenes zu schaffen. Sie waren sehr gesellig und lustig, das bezeugen die vielen Festln, die vielen Vereine, die aber u. a. mittels Sportvereinen auch den politischen Charakter Kunnersdorfs prägten. Die Erzählungen von den Bräuchen sollen das Bild abrunden.
Das hier rund um Kunnersdorf Erzählte soll keine Dokumentation sein, sondern lediglich den Kunnersdorfer Heimatfreunden ein wenig Freude durch Erinnerung bescheren und der jüngeren Generation, die noch in K. geboren ist und heute nach ihren Wurzeln sucht, ihre Geburtsheimat näherbringen. Es kann sein, daß Wesentliches hier nicht oder nur unvollständig niedergeschrieben ist. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die sich Erinnernden entsprechende Ergänzungen Gästebuch eintragen oder zumindest Nachricht geben würden, was noch fehlt. Die Erzählungen "vu drham" könnten vervollständigt werden. Möglich ist auch, daß Namen und Ortsangaben nicht ganz genau stimmen, auch hier wäre eine Berichtigung dankenswert.
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