Holletitz +
H-Kl
Holletitz
(Holetize)
1670- heute
Der Ort lag an der 1881 erbauten Straße Priesen- Horatitz- Saaz. Das Sanitätswesen und die Gendarmerie waren in Priesen. Holletitz gehörte als Gut dem Kloster Grünhagen in der Lausitz und wurde 1670 von dem Reichsgrafen Martinitz gekauft. Der Saubach war das einzige fließende Gewässer. Das beste Wasser enthielt der Gemeindebrunnen, dessen Abfluß die Ortsteiche speiste.
Der Obstbau gedieh besonders in den Baumschulen und erbrachte vorzügliche Obstsorten. Auch die Bienenzucht wurde gepflegt. In den kleinen Teichen gab es eine gute Fischzucht. Die Jagd lieferte eine reiche Beute, war allerdings an die Herrschaft Hagensdorf verpachtet. Die Viehzucht- Pferde, Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine- wurden durch Kreuzung mit besseren Tieren erfolgreich betrieben. Für die noch lebenden Holletitzer sind sicher noch folgende Flurbeuzeichnungen bekannt: Komotauer Steb, Strahner Weg, Mühlweg, Geserka, Farbe, Steinige, Duba, Lerchenberg, Schilderhengst, Barbara, Birnbaum und Überdorf.
Am Tscherner Weg stand eine Bildsäule mit dem Erlöser, errichtet 1710 von Karl v. Holletitz. Franz und Maria Kräupl ließen1897 zur Erinnerung an einen vom Blitz erschlagenen Schnitter ein Kreuz errichten.
Einwohner 1939: 126
Frau Gertrud Frieß, Tochter des unten erwähnten Justin Kräupl, hat ihre anschauliche Beschreibung ihrer Heimat Holletitz ins Netz gestellt. Ein großes Danke, werte Frau Frieß, sagt Ihnen der Heimatkreis Komotau. Der Leser möge auch die erschütternde Geschichte am Schluß dieses Berichtes lesen. Sie ist ein Zeugnis für das Martyrium der Deutschen in unserer alten Heimat.
Unser kleines Dorf bestand hauptsächlich aus freistehenden Bauernhöfen. Es gab keine Schule und keine Kirche. Die Schüler fuhren mit dem Zug zur Volksschule nach Priesen und nach Komotau zur Mittel- und Oberschule. Sonntags ging es zu Fuß, auch bei Eis und Schnee, nach Strahn zum Gottesdienst. Unsere Verstorbenen lagen auf dem Friedhof in Strahn. Wir suchten die Gräber immer nach dem Gottesdienst auf.
In Holletitz gab es immerhin einen kleinen Kolonialwarenladen und eine Gastwirtschaft. Beide wurden von den Löfflers betrieben. Der Bäcker
Haferzettl aus Priesen brachte ein bis zweimal pro Woche Brot, Mehl, Hefe und Semmeln. War jemand krank und brauchte einen Arzt, dann kam Dr. Hübler aus Priesen.
Die Straße nach Komotau und der Saubach teilten das Dorf. Dazwischen war eine große freie Fläche. Viel Platz für das Hochwasser im Frühjahr.
Nicht gerade in der Mitte des Dorfes, im Schatten großer Lindenbäume, stand die Pumpe für das Trinkwasser, das wir mit Eimern und Kannen nach Hause holten. Für manche war das ein langer Weg. Dies war jedoch nicht die Regel, denn zu jedem Haus gehörte ein Brunnen.
Von Priesen her kommend lag der Ortseingang in einer Linkskurve. Hier stand der Hof meines Vaters, Justin Kräupl. Mein Vater war der letzte deutsche Bürgermeister von Holletitz bis 1945.
Auf der Straße kamen dann die Kleinbauern Nowack, Knauschner und das Haus in dem Zahas wohnten. Nun wieder links in einer Seitenstraße die Bauske, der Hof von Enders an der Stirnseite und rechts der große Teich. Ganz hinten der Meierhof.
Zurück zur Hauptstraße, rechts die Straße entlang, die Höfe von Richter, Pilz und Guha. Die Gaststätte Löffler, die Häuser von Oswald, Georgentaler und Binder. Schon außerhalb Richtung Tenetitz, Polifka.
Ging man über die Brücke auf die andere Seite, gleich am Bach die Denks- Schmiede. Dahinter die Höhnl und Eisenberger. Etwas versteckt der Kleinbauer Schlinz.
Gegenüber der Brücke der Hof von Franz Kräupl, das Stammhaus, aus dem auch die Kräupls aus Priesen, Strößau und Tenetitz hervorgingen. Links davon der Hof von Meißl und das Häuschen von Schäftner.
Angebaut wurden KLee, Weizen, Hafer, Gerste, Korn, Kartoffel, Zuckerrüben und Kukuruz. Vereinzelt Mohn und Gemüse. Löffler und F. Kräupl hatten ein Hopfenfeld. Gleich nach dem Pflücken wurde der Hopfen in der hauseigenen Dörre getrocknet.
Bei der jährlichen Treibjagd gehörten Hasen, Fasane und Rebhühner zur Strecke, die am Wiegehäusl ausgelegt wurde. Die Jagdleidenschaft wurde Franz Kräupl zum Verhängnis. Weil er sich von seinem schönsten Gewehr nicht trennen konnte, erschossen ihn die Tschechen am 29.5.1945.
Unweit seines Hofes, hinter Schneeweiß, mußte er zusammen mit 4 Bauern das Grab schaufeln. Sein Jagdhund hat ihn noch lange Zeit dort gesucht.
Am 22.8.1945 morgens um 7:00 Uhr wurden wir, zusammen mit der Familie Denks auf einem Leiterwagen abtransportiert. Außer etwas Kleidung konnten wir nichts mitnehmen. Ich war damals 10 1/2 Jahre alt. Erst nach 4 Jahren fanden wir in Hessen eine neue Heimat.
Ortsbetreuerin:
Gertrud Frieß
(Tochter von Justin Kräupl)
Im Rehwinkel 1
63322 Rödermark
Tel. 06074-97209