Pitule Ferdinand
Walhalla des Heimatkreises
Ortsbetreuer
Ferdinand Pitule
Am 16. Oktober 2019 ist unser Landsmann Ferdinand Pitule gestorben. Er war der Ortsbetreuer seiner Heimatgemeinde Hruschowan und später auch der Nachbargemeinde Losan. Dieses Ehrenamt hat er in der Zeit von April 1982 bis vor einigen Monaten ausgeübt.
Geboren wurde er am 18.5.1928 in Hruschowan, als Sohn des Sattlers Wenzl und Anna Pitule, geb. Stich. Aufgewachsen ist Ferdinand mit seiner jüngeren Schwester Gertrud im Anwesen Nr. 54, das die Eheleute käuflich erworben hatten. Neben der Sattlerwerkstatt betrieben die Eltern eine kleine Landwirtschaft. Wenn man auf der Komotauer Straße nach Hruschowan kommt, dann war es auf der rechten Seite das zweite Haus nach der Schmiede.
In Hruschowan lebten arbeitsfreudige Menschen und ebenso waren sie dem unterhaltsamen Vereinsleben sehr zugetan. Dazu zählte auch Nand, wie er allgemein genannt wurde. Auf verschiedenen Fotos ist er unter anderem beim Radfahrerverein und bei jährlichen Faschingsveranstaltungen zu sehen.
Das normale bäuerliche Leben in Hruschowan nahm im Sommer 1945 ein jähes Ende. Insgesamt 51 Personen, darunter die Familie Pitule, wurden zur Zwangsarbeit nach Skuhrov und Liten ins Innere Böhmen vertrieben. Die Bedingungen waren schlecht, so schreibt Ferdinand Pitule in seinem Bericht, der vorliegt und in der Dokumentation Dr. Haischmann erscheinen wird.
Nach einem Jahr in 1946 kam die endgültige Vertreibung, ohne vorheriger Rückkehr nach Hruschowan, über Pilsen und Taus. Unser Lm. schreibt: „Wir hatten kaum Gepäck und die Kleidung, die wir am Leibe trugen, war beklagenswert. Das duldeten die Amerikaner nicht und übernahmen uns nicht. Sie verlangten von den Tschechen, dass wir mit soviel Kleidung und Wäsche, mindesten 25 kg ausgestattet werden müssen, um ein Jahr in Deutschland auskommen zu können. So standen wir 3 Tage und Nächte voller Bangen auf dem Bahnhof in Taus, bis jeder seine 25 kg “Ausrüstung“ beisammen hatte. Dann fuhr der Zug nach Bayern“.
So kam die Familie Pitule nach Fuchsmühl in der Oberpfalz, wo Ferdinand als einfacher Arbeiter, unter anderem auch im öffentlichen Dienst tätig war. Hier hat er auch seine Ehefrau Rosa kennen gelernt und im Oktober 1948 haben sie geheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Tochter Edeltraut und Sohn Otmar. Im Jahr 1958 zog die Familie in die Nähe von Stuttgart nach Esslingen, wo bessere Berufsaussichten bestanden. So fand er im gleichen Jahr eine Beschäftigung im Postdienst. Zielstrebig schaffte er den Aufstieg in den mittleren Postdienst und nach einigen Jahren zum Betriebsleiter des Postamtes Esslingen-Zell. Ab 1980 wurde der Betriebsleiter des Postamtes Deizisau, wo auch sein Wohnort bis zuletzt war, Landsmann Pitule, der schon als Kind Interesse an Musik und Gesang zeigte, hat viele Jahre im Philharmonischen Chor in Esslingen gesungen und spielte selbst einige Instrumente. Seine große Leidenschaft war außerdem das Reisen und das Kennenlernen anderer Länder, Völker und Kulturen. Er bereiste insgesamt 60 Länder, erzählt seine Tochter.
Seine alte Heimat Hruschowan blieb in seinem Herzen. Diese besuchte er einige Male und hat über sie geschrieben. In der Heimatzeitung hat er jahrelang Beiträge und Fotos veröffentlicht. Die Verbindung zu seinen Landsleuten wurde gepflegt und führten zu verschiedenen Treffen, so auf dem Reiterhof in Illertissen. Ihm ist eine umfangreiche Chronik über Hruschowan mit Dokumenten, Fotos, Zeichnungen, Erzählungen und Berichten von Augenzeugen zu verdanken. Diese Unterlagen hat er mir vor zwei Jahren zu treuen Händen übergeben, die in der Heimatstube in Erlangen ihren Platz finden.
Ferdinand Pitule hatte ein langes, erfülltes Leben. Zu Anfang letzten Jahres erlitt er Durchblutungsstörungen, so dass sein rechtes Bein amputiert werden musste. Eingetretene Umstände brachten einen Umzug ins Pflegeheim, wo er leider nur noch vier Wochen lebte.
Wir trauern um unseren Heimatfreund, von dem wir Abschied nehmen müssen. Seine Spuren werden bleiben und uns dankbar an ihn erinnern. seinen Angehörigen übermitteln wir unsere aufrichtige Anteilnahme.
HKB Hedwig Gemmrig-Helmich