die Dreifaltigkeitssäule
Sehenswertes
Die Dreifaltigkeitssäule
in Komotau
Pestsäulen gibt es in den Städten Böhmens viele. Sie stehen immer auf zentralen Plätzen, wie in Komotau auf dem Marktplatz. Meist bestehen sie aus einer Mittelsäule mit Marienfigur. Um diese Säule sind Heiligenfiguren gruppiert. Unsere Pestsäule vereinigt wesentlich mehr Elemente aus der biblischen Geschichte und den Heiligenlegenden. Die Säule wurde im Jahre 1697 von den Eheleuten Wolf gestiftet. Die Sandsteinarbeiten führte der Meister Ambros Lorenz aus dem Steinmetzdorf Tschernowitz aus. Endgültig fertig war sie erst im Jahre 1732. Die 10,34 m hohe Säule zeigt die hl. Dreifaltigkeit zusammen mit der hl. Familie. Aus diesem Grunde wird sie eigentlich eher Dreifaltigkeitssäule genannt.
Auf dem Kapitäl ruht die Erdkugel, umwunden von einer Schlange, deren Kopf mit dem Apfel weit hervorragt. Auf dem Kopf der Schlange setzt das Jesuskind seinen Fuß, das Kreuz mit den Händen fassend um damit den Schlangenkopf (den Satan) zu zerschmettern. Dem Kinde zur Rechten die Gottesmutter, zur Linken die Großmutter Anna. Dahinter steht der hl Josef. Über dieser Gruppe schwebt Gott Vater und, segnend die Hand erhebend und der hl. Geist, durch eine Taube dargestellt.
An den Ecken der Säule stehen:
1. Johannes der Täufer, dargestellt mit Kreuzstab und Schlange, Patron vieler Länder, Städte und Stände.
2. Johannes Nepomuk, Schutzpatron Böhmens, Brückenheiliger, Fürbitter gegen Verleumdung und bei Wassernot. Dargestellt ist Johannes Nepomuk als Priester mit Kruzifix.
3. Die hl. Katharina bekannte unter Kaiser Maxim (307-313) standhaft ihren christlichen Glauben. Durch ihre Überzeugungskraft bewirkte Katharina viele Bekehrungen zum Christentum. Sie war Märtyrerin durch das Schwert. Katharina wird als Patronin der Wissenschaften verehrt. Dargestellt ist sie mit Krone, zerbrochenem Rad und einem Schwert.
4. Die hl Rosalia, Jungfrau aus Palermo, aus dem Königshaus der Karolinger verließ das höfische Leben, um als Einsiedlerin Gott zu dienen. Ihr heiliger Leichnam wurde 1624 in einer Höhle bei Monte Pelegrino gefunden und nach Palermo gebracht. Die dort herrschende Pest hörte daraufhin sofort auf. Die hl. Rosalia ist dargestellt mit einem Kreuz in der Rechten und einem Kranz von Rosen auf dem Haupt.
Die Heiligen auf der Kanzelle stellen dar:
Zur Ignatiuskirche hin:
1. St. Wenzeslaus regierte 920 - 936 als Herzog von Böhmen. Er beschloß sein segensreiches Wirken für die Kirche mit dem Martyrertod in Altbunzlau. Dargestellt ist er mit Speer, Fahne und Schild.
2. Auf der gleichen Seite steht St. Florian, geboren im 3. Jahrhundert. Er erlitt den Martyrertod in den Fluten der Enns. Bekannt ist Florian als Patron gegen Feuersbrunst.
Zum Rathaus hin:
3. St Rochus lebte im 13. Jahrhundert und stammt aus Montpellier. Als junger Mann verlor er seine Eltern. Das ererbte Vermögen verschenkte er den Armen. Rochus pilgerte nach Italien, wo gerade die Pest wütete. Er pflegte die Pestkranken, wurde aber angesteckt. Er floh in den Wald in eine Hütte. Ein in der Nähe wohnender Edelmann bemerkte, daß sein Hund ein Stück Brot zum hl. Rochus brachte. Der Edelmann nahm sich daraufhin des Heiligen an und pflegte ihn bis zur völligen Genesung. Darau pflegte St. Rochus die Pestkranken in vielen Städten Italiens. In seiner Vaterstadt hielt man ihn für einen Spion und warf ihn fünf Jahre ins Gefängnis. Dort verstarb Rochus nur 32 Jahre alt. Der hl. Rochus ist Schutzpatron der Pestkranken. Hier ist ein Bezug zur Pestsäule. Dargestellt ist er als Jüngling mit Pilgerstab, Pilgerhut und -Tasche, ein Hund auf seiner Seite mit Brot im Maul.
4. St. Leonardus war ein fränkischer Edelmann am Hofe von König Chlodwig (511). Auch Leonardus war Einsiedler und setzte sich vor allem für die gefangenen im Kerker ein. Dargestellt ist St. Leonardus mit Ketten in der Hand, Pferde und Rinder zu seinen Füßen.
5. St. Franziskus Xaverius, geboren am 3.12.1506 auf Schloß Xavier/ Spanien. Er sollte- vom Papst gesandt- in Indien das Christentum verbreiten. Er verstarb- 46 jährig- in Kanton an Fieber, noch bevor er seine Mission beginnen konnte. Dargestellt ist Franziskus wie Rochus mit Kreuz in der Hand. Er wird gegen Pest und schlechte Witterung angerufen. Hier ein weiterer Bezug zur Pestsäule.
6. Der dritte Johannes auf der Pestsäule ist der Bruder des Apostel Paulus (Johannes und Paul). Sie erduldeten gemmeinsam um 362 das Martyrium. Beide sind Patrone gegen die Naturgewalten. Dargestellt ist Johannes auf Wolken, aus denen Blitz, Hagel und Sturm zu sehen sind.
7. St Viktor, Stadtpatron von Komotau, dargestellt als Jüngling mit Palme geschmückt und Tunika und losem Mantel gekleidet.
Der Zahn der Zeit hat heute die Dreifaltigkeitssäule arg mit genommen. Wollen wir hoffen, daß sie einmal vor dem gänzlichen Verfall gerettet werden kann.
Die Dreifaltigkeitssäule stand früher an einem anderen Platz, etwa 30 m hinter uns in Richtung Ignatiuskirche. Sie wurde 1962 im Rahmen von "Verschönerungsarbeiten" auf diesen weniger zentralen Platz versetzt.