Mundart- Geschichte: Die Prophezeiung - Der Sudetendeutsche Heimatkreis Komotau

Der Sudetendeutsche Heimatkreis Komotau
Start: 24.01.2002
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Mundart- Geschichte: Die Prophezeiung

NEUHEITEN


Nachfolgende Geschichte sollte man laut vorlesen, um seine Kunst in  der Komotauer Mundart beweisen zu können.

Die Prophezeiung

aus dem Heimatbüchlein "Kumetauerisch"
im Spiegel seiner Mundart.
von Franz Klinger +
Ergänzungen von Helmut Mürling


Karl Jentscher, der einstige Obmann des Erzgebirgsvereins hat im Jahre 1885, also vor gut 130 Jahren beklagt, daß die Komotauer Mundart, unser Dialekt, immer mehr von der deutschen Schriftsprache verdrängt werde. Durch den Zuzug reichsdeutscher Einwanderer, bedingt durch die Ansiedelung neuer Arbeitgeber (Mannesmann), werde das unverfälschte "Kumetauerisch" immer mehr verdrängt.
Diese Prophezeiung ging Gott sei Dank nicht auf. Die Mundart erlebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt dessen eine ungeahnte Blütezeit.  Überall, wo Gelegenheit dazu war, konnte man ein unverfälschtes "Kumetauerisch" vernehmen. Von der Wiege bis zum Grabe waren die volkstümlichen Ausdrücke erhalten geblieben. Das änderte sich freilich mit der Vertreibung schlagartig, als von den neuen Bewohnern die tschechische Sprache mitgebracht wurde. Bei den in der Heimat verbliebenen Deutschen jedoch hielt sich bis heute ein bescheidenes Maß an Komotauer Dialekt.
Damit dieser nicht ganz in Vergessenheit gerät, gebe ich Ihnen die Abhandlung vom Mundartspezialisten Franz Klinger (Quellerich) aus dem Jahre 1925 wieder:

Kindheit

Ich habe bei den Leuten immer wieder von Bischlkinnern gesehen und gehört; erst git sochte o, of amol schreits grod naus, brüllt, wie was wie, wie e Zohbrecher oder wie wenns am Spieß stecken tät, ´s gerglt, dos orme werml- do hört ma im Lärm en Pfutzer un es Matzl werd ruhich, grinst, locht af aamol übers gonze Gsichtl- hm aha `s is Luft worn, vu hintn nämlich. Ist das erstgeborene Kind ein Mädchen, so heißt es - ze erscht kimmts Kinnermadl, e Gungl ower is is natürlich e Prinz. Gitts zer Taaf, in de Kerch, so trächt de Hewomm an Heidn fort und bringt en Kristn widder. Er heißt nun Adi, Edi, Gustl, Ottl, Rudl, Zenfl, Wenzerle, Josi oder weiblich Reserle, Elserle, Mizl, Tini, Hedl, Annerl, Linerle, Mariannl, Staferle, Lieserle, Mantschi, Antschi oder Wawerle. Die Taufgäste bewundern das herzige Zuckerguschl; set ner, set ner, dr gonze Vottr. Dobei wird der gonz verlegen, als wenn er net wißt, wie derzu kimmt.
Die Kinner lerne lafn un wern Hemmtschembr, Hussntrumpetr, Husnscheißer; ´s hängtne dr Hemmschwonz hintn naus. Erscht seis Herzpinkerle, Herzplattln, Pitschkerle, Nesthäkerle, Nockepfietzn, es werd huppe,huppe Reiter, fällt´r net dann schreiter oder hale, hale Katzl, dr Hund mocht e Batzl, gemocht, engele getrogn, dann wern Daumelutscher, Schnoppseck, hakle Dingering, Hortschedln, blekete Kegln, Giftnudln, Stinkewitzn, Lametierhelzer; es heißt im Guten- werste folgn!- Fiftern kriegste pusch, pusch, pusch! Werd der gleich helfn! Glei werd ans setzn! Hilfts nix, kriegn se boor treiche Toppn , so kriegn´s hinters Gsicht ausgepuscht, e Poor ofs Loch, wern ausgedoppelt. Zuletzt ist man froh, wenn se pumperle bleim un munter wie de Fischln. Wie´s schlimm is, wenn se de Zäh kriegn, oder gor s Fraas, do muß de Muttr fei wos ausstieh un osegn ´s is werklich ka Klaanigkeit, daß se am libstn dervoo laafn mecht., eh su a Wergl aus n grebstn heraus is. Wos wissn de Leit, die kaane Kinner hom, die wissn en blaue Teifl. Ower wor is, jede Heck werd schlechtr.
Das Kind wächst heran und kommt zur Entlastung der Mutter in ne Kinnergortn. Dort lernts lauter scheene Sochn. Gebetla, Liedln, Gsetzln, spillt mitm Baukastn, Helzln und Erbsn, flecht färwiche Popierstrafln, spielt im Gortn Hasl in der Grub, ri, ra Rutsch- mir fohrn mit dr Kutsch, Ringel= Ringel Reihe, Kinner sei mer dreie un vill onnersch.
Schulzeit

Mit dem 6. Lebensjahr beginnt das schulpflichtige Alter . Damit geschieht der erste Schritt ins zukünftige Leben. De Kinner wern in de Schul eigführt un sei heit noch ze erscht- erschtn Klasser Puzln. Es sin obber ah winzig klaane Gunge drunner. In der Volksschule kommen die Kinder aller Schichten zusammen, werden Schulkameraden und die gegenseitige Aussprache vermittelt die Verbreitung der Mundart alljährlich aufs Neue. die Worte bleiben haften und wurzeln fest. Man hört von Frostzippl, Muttersehnl, Rotzgieg, Daml, Lausigl, Schußbartl. Oft is a Lärm wie in enner Judnschul. auf dem Schulweg geht es nun lebhaft zu. Gewehnlich hom die, wos in dr Schul net es Maul aufbrocht hom de greßte Gusch, s´Maul am rechtn Fleck: "Of deiner Gig koste noch Proch reitn". "Do hoter de Scheiß kot ieber zeh Beet:" " Ne Morktplotz host gwoschn, obber de Staagoss net."

Und dann die Reime:

Geizkrogn, Äpplkrogn,
wers scho meiner Mutter sogn
Mutter werds  ne Votter sogn
Votter werd dich tutschlogn

Erstn Klasser Buzl
Zweitn Klasser Struzl
Drittn Klasser Husnscheißer
Vietn Klasse Nochttopreißer...
(wer kann weiter ?)

Rauchfangkehrer putz dich schee,
kost mit de Madln tonzn geh.

In Brix is nix, un Dux is Jux,
obber in Kumetau is dr Himmel blau.

Abzählreim:
Eins, zwei Polizei,
drei, vier Offizier,
fünf, sechs- alte Hex,
siebn, acht gute Nacht
neun , zehn- Schlafen gehn,
elf, zwölf, kumme de Wölf.

Aufpeitschen:
Rute ,rute Eier raus,
oder peitsch mer de Madln aus,
wenn ihr kaane Madln hobt,
peitsch mer ihne selwer aus.
Lehrjahre

Es kommt die Lehrzeit. Se lerne Kaufmostift, Pudlhuppr, Heringsbändiger, Pillndrehr, Fleischhockr, Solmschmierer, Rauchfangkehrer.  Er wird Gehilfe, Kommis usw. Diese Jahre sind die Sturm und Drangperiode, wu dr Himmel vuller Boßgeign hängt. Mo lernt tonzn, Wolzr, Polka, Schottisch, Lendler, Foxtrott, Tango un Schiewer. Ohne Finfuhrteetanz geht´s nimmer. Er lernt de Madeln kenne un ´s kloppts Herz wie a Lemmerschwanzl. Oller Ofong is schwer un beim erschten Tanzl is mer ugschickt. S´Madl sieht scho, mit wem sies zu tu hot; entweder se socht her mer auf oder mr schaun, daß mer nauskumme. Galanter Weise wird sie unter vielen Entschuldigungen an ihren Platz geführt.

Als der schuldige Teil setzt man sich bei der Gelegenheit mit zu ihr, um die fatale Sache wieder gut zu machen. Isse freindlich zu ihm, do is dann die vermoledeite Gschicht vu vorhin schnell vergessn. Si maant, es is jo nischt gscheng.

Dort beim Spiegel tuschln zwa Madln mietenonder ieber die zwa. Sie haben gesehen, daß der junge Mann anscheinend Feuer fängt. "Iech denk ner gor, der git ere afn Leim, der Gimpl der dumme" meint die eine. "Gonz sicher" sagt die andere, "Du kennst se jo, die verstieht mit de Leimruten imzugie".

Unterdessen wird es immer wärmer, das Madel gefällt ihm immer besser, es is ower a ka Udatele oner, un ner die verliebtn Augn, wos se schmeißt, Augn wie de Schworzkerschn.

Beim Spiegel heißt´s anders: Schau ner, die verliebtn Nosnlecher, wos se mocht un wies ner de Augn rausdreht, wie e ogstochenes Kolb. Er- un des scheene Gschichtl wos se hot, wie Milch und Blut, beim Spiegel- schau ner her des olberne Gfrieß, de Lorv gepudert und geschminkt, s raane Formkastl.

Un die scheene Hoor un die Buwifrisur stieter su gut. Beim Spiegel- mit der Frisur ko se sich hamgeign lossn, sie sieht aus wie wos onersch, der Zudlbeer.
S´Klaadl is a herzich-  

beim Spiegel- wiese sich ner omaschkeriert hot.

Un wie sich de Brust hebn un senkn tut.

Beim Spiegel- Wie se ner ihre Milchwertschoft raus berzt, domit will se sich ah nuch gruß mochn.

Die Beine und die Füße in den Halbschuhen findet er proportioniert.

Beim Spiegel- Ba, wie de Wosserkonnln un Fieß wie e Elefantenweibl.

Der neu beginnnende Tanz beendet das Gespräch. Nach demselben wird wegen fortgeschrittener Zeit zu Heimweg aufgebrochen. Er besorgt die Garderobe auch für seine Garde und seine Bitte, begleiten zu dürfen, wird gerne angenommen.- Gott Amor hat zwei Pfeile abgeschossen.-


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Der Liebe -  Freud und Leid

O, daß sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe. Frühjahr und Sommer sind so recht geeigent, das selige Gefühl zu steigern und wie herrlich sind die gemeinsamen Ausflüge. Er kimmt, wie aus´n Ei  gschältund gebieglt hergricht wie Kreefleisch, o- nobl Schani. Un sie erscht, mo mecht sich olle zeh Finger drnoch leckn. Denn Gschmock wos se hot. is afoch zum Obeißn. So gehen nun die Beiden in ihrem jungen Glück un wenn dr Teifl sei Gspiel hot- hinner ihnen die zwa Freindinnen vum Spiegel.

"Do hoste die zwa widder- der aufeblosene Faxnmocher, wie steif er ner git, wie wenn er nen Steckn in Bauch hätt. Der Grußkopp, lochn tuter wie e Depper, der muß denkn, er is dr Grof Popl. Schu ner sie erscht o. Dr Hut stit er e wie dr Ziech´s Kummet. Bei hre Strimp wern wohl de Fleischhocker naus guckn. Wu ner der seine Augn muß kot hom. Na ja, de Lieb fällt a ofn Kuhtolkn.

Das Pärchen hört natürlich nichts von der Kritik- wos mer net waas, mocht an net haaß. Sie haben einander so vill zu erzählen.

Wie es beim Klinger Franz  ausgeht, wollen wir lieber überspringen. Wir gehen gleich zum nächsten Kapitel:





Selbständigkeit, Heirat

Ist die Militärzeit vorüber, so sucht der junge Mann seinen Hausstand zu gründen, denn "Jung gefreit, hot niemand greit." Obs wor is, wer was des. Er gitt auf Brautschau, horcht do e bisserl hie un dort es bissel no. Se mecht Geld hom, schee sei,korz un gut- er sucht ane Worme. De Mutter maant wol, afs Geld kummt´s a net immer drauf o, un wer long sucht, fällt grode erscht recht nei. Monche wern zomm gkuppelt, missn en tichtign Kuppelpelz zohln un sei olle Bade ogschmiert worn. Onnere gem en Heirotsotroch ins Blatl.
Unser Pärchen ist sich längst einig. Es bedarf nur noch der Zustimmung seiner Eltern. Ihre sei eiverstondn. Des leßt sich leicht denkn, denn e Madl läßt sich nicht leicht aufhebn. Seine Eltern hättens jo gern gseng , wenn se mehr Bunne oder Bimse ghobt hätt. Weil se obber de Ausstattung hot, mit olln Imigi Koun e ordentliches Madl is, su sogn se: "Nusse, nimmse doch."
Se wern vu dr Kanzl runner gschmissn, oder aufgebutn. Monche hom de Sporsamkeit erdacht, un mit der Hochzeit gleich de Kindstauf gemocht.
De Hochzich richt sich glei noch ´n Geldbeitl, oft werd gruß geto, obber es is nix drhinner. Afoch un billiger is es am Standesomt oder am Gericht. Isse in dr Kerch, do laft olles zum Guckn.
Der Hochzeitstag wird als Ehrentag gefeiert und es geht hoch her. Do werd eighaue, gessen und trunke wos Zeich helt, gefressen wie de Scheidrescher. De Pantoffeln der Braut werden versteigert und der Erlös für einen guten Zweck gespend, edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Es beginnt der Honigmond, oder die Flitterwochen. Se hom sich zum Fressn gern un lossn den Herrgott en liebn Moo sei. Obber vu dr Lieb alla läßt sich net lebn. Jetz haast ´s ins eigene Tippl guckn.


Häuslichkeit

Der Mann geht seinem Berufe nach; zuhause waltet die züchtige Hausfrau.. Ihre Sorge ist die Häuslichkeit. Olles zomm nemme und nischt zugrunde geh lossn. Frieh auf un Feier mochn, daß dr Mo sein Kaffee rechtzeitig kriecht, de Hoor mochn, daß de Zudln net su rimhänge, doß ko ka Mo net leidn. Is Zimmer un Kich zomgramt, gelüft, ausgekehrt un geputzt. Des is es greßte Glick deswegn hengt a der Spruch o der Wond:

Trautes Heim,
Glück allein.

Om Ufn stie de Tepp fürs Mittochessn un de Milch; in Ufntopp fillt se Wosser, daßr net springe tut un s Aufwoschwosser worm bei dr Hond is. Se leert de Osch aus
weil de Oschmänner mit dr Glock leitn, nimmt glei Kulln mit nauf, daß se net zwaamoll laafen muß. Dann fengt se o de Blumesteckl zu gießn- de stinketn Liesn, Primln, Glocknblume, Rosemarie un de Zimmerlind. Am libsten is rs Mertnsteckl nuch vu dr Hochzich her.
Es schlägt Zwölf. Die Fabrikssirenen von Mannesmann ertönen; die Glocke vom Stadttturm läutet. Am Karfreitag und Karsamstag läßt der Türmer die Ratsche erklingen. Die Straßen bevölkern sich: Arbeiter, Angestellte, Beamte und Schulkinner und ihre Lehrer renne  hungrich ham. De Fra hert scho om Gie, wenn dr Mo kummt. Mocht der Tir auf, e Bussl, er lecht ´n Hut  hi un setzt sich on Tisch. Un mit "Mahlzeit" lossn sich´s die zwaa schmeckn: Nudlsupp, Rindfleisch, Knedl un Paradeissoß.
Paredeissoß
Paredeiser= Tomaten

Iech sochs jo,
ohne Schei
daß de Paredeis
de beste Soß sei.

Am besten is jetz su e Nickr om Faulenzer oder om Grußvatterstuhl. Drzu ist gut, wenn mr e Blattl vu dr Leibzeitung hernimmt un ze lesen ofängt, do schleft mr am schnellstn ei. Ane Schlummerroll wu draufstitt "Nur ein Viertelstündchen" ghert derzu. Das Mittagsschläfchen gehört zum täglichen Ablauf. Donoch kocht se en frischn Kaffe mit Franck Zigori. Jo des schmeckt gut.
Dr Mo git widder fort und sie mocht sich iebers Gscherr. Es werd gleich aufgwoschn un nix rimsteh lossn, weil sistern ze vill zommkummt, s´huschele, husch gitt un drbei wos zrteppert werd. Scherm bringe Glick,jo, obber es kost a Geld. Zum Aufwoschn nimmt se a nuch "Kumetauer Blitz"- Scheierpulver, domit hot se ner de holwe Erwet und wie bol is olles fertich, blitzblonk un aufgraamt. Jetz kummt dr Weschkorb dro mit dr Mennerwesch. Nix is ärgerlicher, ols wenn a Hemkneppl fehlt oder e Knopfloch ausgrissn is. De Strimp missn gstoppt sei, daß ka Fleichhocker hintn nausguckt. Hut ab vor fraulicher Hausarbeit, die gering eingeschätzt, aber von hohem Wert ist.
Es kommt der Abend, die Zeit zum Nachtmahl.Sparsame Hausfrauen tischen vom Mittagessen die Reste auf oder es gibt Knockwerscht mit Zwiebl un Essich, Schofkesln oder Toleranz  vun frischn Quork.
Die Zeit der Abenddämmerung ist so stimmungsvoll, sowohl in der Behausung, als auch im Freien. Man unternimmt noch einen Gang durch de Ologn, su wie dr Stodtpark haaßt oder zum Hutberch nauf. Kimmt mer ham, su werd de Zeitung oder e Buch hergnumme. Im Herbst un Winner gibts Theater un Kino un Vortrech un Finfuhrtee mit Modnschau un olles megliche wu mr sei Geld luswern ko. Am libstn git mer in der Stommkneip, do werd Kortn gschpillt un dann nuch e Kumetauer oder Jerker Bier in oller Ruh trunkn, daß mr de netige Bettschwer hot un dann gits ob ins Nest.


Schlechte Zeiten

Für schlechte Zeiten konnte man sich in Komotau recht gut weiter helfen. Do wor ne Mannesmann sei Oschnhalde bei Michenitz. Do is de Osch vu de Huchefn abgekippt worn. Obber es  worn nuch vill unverbrannte Kulln drbei. Meine Großmutter und meine Mutter lasen dann unten die unverbrauchten Kohlen auf, um sie in den Vorratsschuppen zu bringen. So sparten wir uns den Kauf von Kohle für den Koch- und Heizherd. Sie hom ner gsocht, sie gehn ofn Schocht. Ganz ungefährlich war das nicht, wenn die glühenden Brocken von oben kamen.
Und dann ging´s im Juli/ August aufährln. Bie der Weizen- und Roggenernte blieben immer viele Ähren zurück, die dann von den Städtern gesammelt wurden um in der häuslichen Schrotmühle zu Mehl verarbeitet zu werden.
Besondere Leckerbissen bildeten dann de Schwomme. Gepregelte Staapilz, Eierschwomme, Rutkappn, Berknpilz un Marone worn fir uns Delikatessn. Nich zu vergessn de Schwommesupp un Schwommesoß mit Semmlknödln.
Die Hoffelder bei Pößwitz un Schößl waren Areal zum Stuppln der Zuckerribn. Sie wurden dann zu Hockschnitzln verorbeit und in greßtn Topp (des wor dr Woschtopp) ausgekocht. Dr Sud is dann nuch emol zu Sirop gedorrt worn. Des gonze Haus hot dobei grochn. Dr Ribnsirop wor e begehrter Brotaufstrich.
Schließlich ging es dann im Herbst zum Erdäppel stuppln, denn auch hier blieben noch viele Kartoffel am abgeernten Acker zurück. Im Gortn gediehen dann Möhrn, Solot, Kraut, Zeller, Kapuste un Karfiol. Und o de baam gobs Äppeln, Bern, Zwatsching un Kerschn. Af unnern Huf stond e Bernbaam, der hot de Sorte "Winterdorn" getrogn. Die sin dann in Oktobr obeleert un am Dochbudn gelogert worn. Zu Weihochtn worn de Bern dann schee reif und brochten uns vill Vitamine für den Winter.
So hatten wir für Notzeiten vieles umsonst.
Gekauft werden mußten freilich Brot, Zucker, Salz, Petroleum für die Lampen, Waschpulver und Putzmittel. Den Sunntochsbrotn gob´s bein Fleischer. Des wor bei uns dr Musch, Semml un Brot hulltn mr bein Teichner Bäck. Denn vum Mehl vum Aufährln hommer Kuchn gebockn. Den Rest gobs bein Schröpl Bimber. Der hot olles ghot, vun Kaffe iebers Sauerkraut bis zum Petroleum. Entsprechnd wor a des Fluidum in Lodn. Mr hot olles rausgrochn un de Gesamtmischung wor ebn dr "Schröpl Bimber."

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