Der Komotauer Hauptbahnhof war einer der fünf wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte des Sudetenlandes. In diesem Bahnhof mündeten fünf Eisenbahnlinien: Prag- Komotau, Komotau- Eger, Komotau- Weipert, Komotau Aussig und Komotau- Bodenbach. Die genannten Strecken waren ursprünglich Privatbahnen. Dies waren: Die Aussig- Teplitzer Eisenbahn, die Dux Bodenbacher Eisenbahn und die Buschtierader Eisenbahn (nach Weippert/ Reizenhain und Prag) Jeder dieser Privatbahnen gehörte am Komotauer Bahnhof ein eigener Teil der Gleisanlagen. Jede hatte einen eigenen Vorstand und eigenes Personal.
Der Hauptbahnhof in Komotau war ziemlich ausgedehnt. Er hatte eine Länge von 1600 Meter, besaß 14 Haupt- und 25 Nebengleise und 140 Weichen.
Das Gebäude des Buschtierader Bahnhofes hatte schöne Räumlichkeiten aufzuweisen, so auch einen großen Speisesaal. 1903 gab es eine große Sensation: Die Ankunft des amerikanischen Riesenzirkus Barnum & Baylei, des größten Zirkus der Welt, der im Morgengrauen des 3. Juni in drei Sonderzügen in Komotau eintraf, um dann nur einen Tag auf dem Exerzierplatz zu gastieren.
Im Jahre 1913 bot sich auf dem Bahnhof ein denkwürdigen Bild anlässlich des festlichen Empfanges des Protektors der „Deutschböhmischen Landesschau 1913“, des Erzherzogs Karl Franz Josef, der – aus Teplitz kommend – mit großem Gefolge in unserer Heimatstadt eintraf.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Privatbahnen von der tschechoslowakischen Regierung verstaatlicht. Die verschiedenen Bahnhofsteile wurden zu einer Einheit verschmolzen und die Verwaltung unterstand einem einzigen Vorstand. Der ehemalige Buschtierader Bahnhof wurde Personenbahnhof. Der ehemalige Bahnhof der Dux- Bodenbacher Eisenbahn wurde Rangierbahnhof.
Bei den deutschen Bahnhofsbediensteten machte sich die Politik der Regierung der ersten Tschechoslowakei sehr gravierend bemerkbar. In den Folgejahren des Krieges wurden die Beamten und Angestellten durch Tschechen ersetzt. Zwar hatten die Deutschen die Auflage erfüllt, die tschechische Sprache zu erlernen. Entlassen und pensioniert wurden sie trotzdem, auch wenn die Altersgrenze noch nicht erreicht war. Allein im Jahre 1933 ersetzte man 100 Deutsche durch Tschechen.
Eine Änderung dieses Zustandes brachte erst die Angliederung des Sudetenlandes an das Reich im Jahre 1938. In den Anfangsmonaten stellte man 300 deutsche Eisenbahner wieder ein. Die einzelnen Dienststellen wurden selbständig nach dem System der Deutschen Reichsbahn. Die Komotauer Eisenbahner hatten als Bahnknotenpunkt reichlich Beschäftigung.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mußten viele männliche Beamte und Angestellte ins Feld ziehen. Ersatz erfolgte durch Frauen, die als Zugführerinnen, Schaffnerinnen und Fahrkartenzwickerinnen ihren "Mann" stehen mußten.
Auch einen Luftschutzdienst richtete man ein, um der immer stärker werdenden Luftgefahr durch Feindflieger zu begegnen. Im den letzten Kriegstagen wurde dann im April 1945 der Hauptbahnhof vollständig zerstört. Damit war den Alliierten ein großer Schlag gegen die Verkehrsströme gelungen.
Die Vertreibungstransporte geschahen von der Poldihütte aus, wohl um am Bahnhof zu großes Aufsehen zu vermeiden. Sie nahmen ihren Weg ins Reich allesamt über Eger, entweder nach Bayern oder über Asch nach Sachsen um dann weiter über die deutschen Länder verteilt zu werden.