Paris hat von der Weltausstellung seinen Eiffelturm, Brüssel sein Atomium, Komotau hatte von der Deutschböhmischen Landesschau 1913 als bleibendes Requisit den Deutschherrnritter. Zwischen Schillerstraße und Jahnspielplatz stand er, als Wahrzeichen der Stadt Komotau.
Gehen wir zurück in das Jahr 1252, als Komotau seine erste urkundliche Erwähnung fand. Friedrich von Comotau schenkte dem Deutschritterorden neben weiteren umliegenden Orten das Oppidum (Dorf) Komotau dem Deutschen Orden. Dieser regierte über 150 Jahre die Stadt. Unter den Deutschherrenrittern wurde Komotau die berühmteste Kommende ihres Ordens.
Die Aussteller der Deutschböhmischen Landesschau in Komotau im Jahre 1913 beschlossen, als Geschenk an die Stadt Komotau, das Monument eines Deutschherrnritters aufzustellen. Dieser Ritter sollte nach der Ausstellung für immer stehen bleiben. Karl Wilfert, ein Bildhauer aus Eger, hatte Erfahrung in der Ausführung von Großdenkmalen. In zahlreichen böhmischen Städten stehen seine Werke. Diese Statue war für Wilfert sicherlich etwas besonderes. Als Standort war das Ende des Hauptganges der Landesschau vorgesehen. Gewissermaßen der Höhe- und Schlußpunkt dieser denkwürdigen Ausstellung sollte der Ritter sein, zwischen dem Ausstellungsgelände und der Schillerstraße, dem Villenviertel Komotaus.
Ein Treppenaufgang befand sich zu beiden Seiten des etwa 11 Meter hohen Denkmales. Auf hohem Sockel stand der Ritter, das Gesicht zu seiner Stadt gerichtet. Ein Helm auf dem Haupt und den Mantel des Deutschen Ordens als Gewand. Er stützte sich auf das hüfthohe Schild mit dem Ordenskreuz. In der Rechten, hinterm Schild verborgen das scharfe Schwert. Auf der Brust zierte ein weiteres Ordenskreuz die Statue. Er stand trutzig da, unser Ritter, bereit, sein Komotau zu verteidigen. Auf älteren Ansichtskarten ist unterhalb der oberen Brüstung ein Brunnen zu sehen, auf dem das Wasser in einer Kaskade in ein Becken sprühte.
Der langjährige Bürgermeister JUDr. Ernst Storch hatte keine Mühe gescheut, die Prominenz des Landes einzuladen. Zur Eröffnung dieser prodeutschen Ausstellung war Seine Kaiserliche Hoheit Erzherzog Karl in der Stadt eingetroffen. Er war es, der die Großstatue am 12.Juni 1913 enthüllte. Die Ausstellung dauerte bis 15.September 1913. Sie wurde abgebaut, der Ritter blieb, als Erinnerungs- Bauwerk für künfige Generationen, stehen. Auf dem Gelände der Landesschau wurden Sportplätze angelegt.
Danach blickte unser Ritter jahrzehntelang auf das Sportgeschehen unserer Stadt. Im Jahre 1920 wurde das Gauturnfest gefeiert. Im Jahre 1934 fand der Deutsche Turnverein 1864 in der Jahnturnhalle, gegenüber dem Ritter seine Bleibe. Alljährlich im Sommer fanden die Komotauer auf dem Rasen der Sportplätze bei der "Vuglwies", dem Volksfest mit Ringelspiel, Kettenflieger, Schau-, Schieß- und Würstelbuden, ihr Vergnügen. Im Winter war am linken Teil ein öffentlicher Eislaufplatz angelegt. Die Eishockey- Abteilung des DFK trainierte auf dem Platz dahinter.
Zu Füßen unseres Ritters geschahen aber auch schreckliche Verbrechen. Am 9. Juni 1945 mußten sich alle deutschen Männer der Stadt auf dem Jahnspielplatz einfinden. Eine Reihe von ihnen wurden bestilisch ermordet. Danach trieb man die 8.000 Verbliebenen über das Erzgebirge nach Gebirgsneudorf, wo sie den Sowjets übergeben werden sollten. Als dies nicht gelang, wurden sie nach Maltheuern zur Zwangsarbeit deportiert. Lesen Sie dazu ausführlicher in der Datei "Gewalt und Vertreibung".
Mit der Vertreibung in den Jahren 1945/46 war allerdings auch das Schicksal des Deutschherrnritters besiegelt. Als etwas "Urdeutsches" brachen ihn die Tschechen ab. Zerstückelt lag unser Ritter auf einem Grundstück an der Silbererbleiche unweit der Uhrenfabrik Kienzle & Schlenker. Später wurde er zu Schotter zermahlen.
Der Deutschherrnritter ziert die Komotauer Gedenkstätte in Erlangen, das Abzeichen des 25. Bundestreffens (2002) und zahlreiche weitere Erinnerungsmedaillen. Als Wahrzeichen unserer schönen Stadt wird er allen ehemaligen deutschen Einwohnern in guter Erinnerung bleiben.