Maria hat geholfen!
Die Wallfahrten nach Quinau/Kvetnov im Böhmischen Erzgebirge waren im Jubiläumsjahr 2017 geprägt vom Gedenken an die 675 jährige Geschichte dieses Wallfahrtsortes und von den zahlreichen Votivtafeln mit der Aufschrift „Maria hat geholfen“ die, restauriert, im Gewölbe unter dem Glockenturm wieder angebracht waren.
Wie es seit Jahrhunderten Tradition ist, kamen auch in diesem Jahr an den drei Sonntagen um das Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli) wieder zahlreiche Pilger in die alte Heimat im Böhmische Erzgebirge, um Maria, die Gottesmutter, zu ehren und um Trost und Hilfe zu erbitten. Die Hl. Messen in deutscher Sprache begannen jeweils 14:00 Uhr mit dem Rosenkranzgebet. Die tschechischen Katholiken kamen bereits am Vormittag vom Dorfkreuz in Quinau über die Rosenkranztreppe zur Wallfahrtskirche. Erfreulich ist zu beobachten, dass diese zusammen mit ihren Kindern zur Wallfahrtskirche kommen.
Der Ablauf der Hl. Messe wurde bereits in einer Beratung der Vorbereitungsgruppe Anfang April d.J. festgelegt. Die Hauptzelebranten, andere Priester und die Organisten konnten für die einzelnen Wallfahrtssonntage eingeteilt werden. Aus dem Quinauer Liederheft wurden, wie alle Jahre, Lieder herausgesucht, die den Gläubigen von Kindheit an vertraut sind; wie Teile der Schubertmesse und verschiedene Marienlieder. Dabei ist auch Abwechslung gefragt. Und so wurden in diesem Jahr auch zwei neuere Lieder aus dem „Gotteslob“ gesungen. Mit den verschiedenen Priestern am Altar hörten die Gläubigen auch unterschiedliche Predigten. Diese sind stets bemüht, den vielseitigen Ansprüchen der Pilger gerecht zu werden und ihnen entsprechende Glaubensbotschaften mit auf den Weg zu geben.
Die Marienandacht nach der Hl. Messe war geprägt von besonderen Mariengebeten, Litaneien und Gesängen. Am 2. Wallfahrtssonntag sprach der Priester ein wirklich zu Herzen gehendes Gebet, er sagte u.a.: „Muttergottes von Quinau, wir kommen zu dir, um dir die Ehre zu geben. Seit 675 Jahren wallfahren die Menschen hierher ins Böhmische Erzgebirge mit ihren Sorgen und mit ihren Nöten im Geiste verbunden mit denen, die sie am Herzen tragen. Und keiner wird weggegangen sein, ohne Trost und Hilfe erfahren zu haben. Wir kommen auch heute zu dir und bitten um deinen Schutz und deinen Segen und deine Fürsprache bei Christus . . .“. Zahlreiche Pilger kamen dann nach vorn, um Maria, in Gestalt der altehrwürdigen, wunderschönen, holzgeschnitzten Statue, zu verehren.
Für uns, die vertriebenen Deutschen, die aus dem Altkreis Komotau stammen, wird es zunehmend schwieriger, die uralte Marienwallfahrtsstätte in Quinau zu besuchen. Aber auch in diesem Jubiläumsjahr fanden sich zahlreiche Pilger aus den alten und neuen Bundesländern Deutschlands ein. Verstärkt wurden sie durch Katholiken aus den sächsischen Nachbarpfarreien Chemnitz, Flöha, Freiberg, Marienberg-Olbernhau und anderen Orten. Für künftige Jahre besteht die berechtigte Hoffnung, dass auch jüngere Priester die deutschsprachigen Gottesdienste leiten. So kamen an den einzelnen Sonntagen neben den deutschen Priestern, die aus unserer Heimat stammen, wie Pfarrer Karl Brünnler und Pfr. Heinrich Bohaboj, jeweils auch Pfarrer und Kapläne aus Sachsen. Diesen sei vielmals gedankt. Das alles stimmt zuversichtlich, zumal in den 1970er und 80er Jahren die Hl. Messen für uns Deutsche meistens nur von den tschechischen Pfarrern aus Görkau und Komotau gehalten wurden.
Ein herzliches Gott vergelt´s gilt ebenfalls den anderen aktiven Mitwirkenden wie Lektoren, Vorbetern, Ministranten, Organisten und Küstern. Aber gedankt sei auch all denen, die die Kirche gereinigt und geschmückt haben.
Die Anzahl der Gläubigen ist am 2. Wallfahrtssonntag (9. Juli) mit etwa 160 am höchsten gewesen, weil die Teilnehmer am Gedenktag des Komotauer Todesmarsches in Deutschneudorf zusammen mit der Heimatkreisbetreuerin, Frau Hedwig Gemmrig, ebenfalls nach Quinau kamen. An den zwei anderen Sonntagen waren es jeweils etwa 50 Pilger.
Besonderes Interesse fanden an allen drei Sonntagen die Votivtafeln im Gewölbe des Glockenturms. Neben 15 Tafeln aus Glas und einer aus Marmor, konnten auch 3 aus Holz gesichert und angebracht werden. Diese wurden erst 1946 gestiftet. Andere sind bereits 100 Jahre alt. Sie stammen aus der Zeit der zwei Weltkriege. Angefertigt wurden sie zum Teil vom Görkauer Bildhauer und Steinmetz Franz Richter. In zwei Arbeitseinsätzen im Mai und Juli 2017 hatten Diakon Neumann und Jürgen Schmidt, zusammen mit ihren Ehefrauen, die alten Tafeln, die früher hinter dem Hauptaltar in der Quinauer Kirche angebracht waren, gereinigt, restauriert und angeschraubt. Ebenso wurde eine zerbrochene Votivtafel am Bildstock, draußen neben dem Felsen, repariert und befestigt. Die Unkosten für diese Arbeiten übernahm dankenswerterweise das Ehepaar Gömpel aus Trutzhain, dem Quinauer Wallfahrtsort in Hessen.
Votivtafeln im Gewölberaum des Glockenturms
Gern angenommen wurde von den Pilgern auch das Angebot an Verpflegung und von allerlei Wallfahrtsandenken am Kiosk, den wieder dankenswerterweise Frauen aus der Pfarrei Görkau/Jirkov betrieben. Es konnten Kerzen, Glöckchen, Tassen und Oblaten mit deutscher Beschriftung erworben werden. Angeboten wurde auch das bis 2017 erweiterte Heftchen zur Geschichte der Quinauer Wallfahrt aus dem Jahr 1925.
Ebenfalls neu war in diesem Jahr eine dreifache Biergartengarnitur, die von Pfr. Brünnler organisiert und vom Heimatkreis Komotau gespendet wurde. Diese Sitzgelegenheiten boten den Pilgern Platz für einen Imbiß und für Gespräche. Pfr. M. Dvoulety, der zuständige tschechische Pfarrer aus Görkau/Jirkov, war auch besonders dankbar für die Kollekte an den drei Sonntagen.
Es kann und wird in Quinau leider nie mehr so sein, wie vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung, als es in Quinau zahlreiche Prozessionen hinauf ins Gebirge gab, als viele Gasthäuser im Dorf geöffnet hatten und Verkaufsstände die Lindenallee zur Kirche hinauf säumten, als es für die Kinder ein „Ringelspiel“ gab und hunderte Gläubige die Beichte ablegten. Das können „die Alten“ nur in der Erinnerung bewahren und es ihren Nachfahrenweitergeben.
Priester und Assistenz nach der Hl. Messe am 9.Juli 2017
Am Ende dieses kurzen Berichtes ist aber festzuhalten, dass an allen drei Sonntagen die Menschen gern nach Quinau kamen und hoffentlich auch getröstet und gestärkt mit dem Segen der Muttergottes wieder in ihren Alltag zurück kehrten.
Unsere Vorfahren haben ihren Dank an die Gottesmutter Maria von Quinau auf den Votivtafeln niedergeschrieben. Vertrauen auch wir darauf: „Maria hat geholfen und sie wird auch weiter helfen!“
Wir sind alle aufgerufen, auch in den nächsten Jahren wieder nach Quinau zu pilgern, wo wir als dankbare Heimatfreunde und Gäste in unserem geliebten Erzgebirge willkommen sind.
Beten und arbeiten wir dafür, dass das alte, liebliche Marienheiligtum unserer Heimat weiterhin erhalten, gepflegt und vor allem von gläubigen Menschen beiderseits des Erzgebirges besucht wird.
Jürgen Schmidt, im Juli 2017
www.goerkau.de